Der Stadtschreiber

Die Aufgaben eines Stadtschreibers im 13. Jahrhundert umfassten beispielsweise die ProtokollfŸhrung in den Rats- und Gerichtssitzungen, die Fertigung stŠdtischer Urkunden, die Korrespondenz, oft auch die Leitung der stŠdtischen Kanzlei. Im Besonderen oblag ihm auch die FŸhrung der StadtbŸcher. Ab dem 13. Jh. waren Stadtschreiber in vielen StŠdten auch Juristen, die gleichzeitig das Amt des rechtskundigen Beigeordneten (Syndikus) des Rates bekleideten. In Urkunden wird er oftmals als ÒSchreiberÓ, ÒscribaeÓ oder auch als Ònotarius civitatisÓ bezeichnet. Teilweise standen ihm zumindest in grš§eren StŠdten Hilfsschreiber und KanzleischŸler zur Seite.

Im Groben stellte er šffentliche Urkunden, die von einer souverŠnen AutoritŠt ausgestellt wurden, wie Papsturkunden, Kaiser- bzw. Kšnigsurkunden, weitere Herrscherurkunden (z. B. von TerritorialfŸrsten). Privaturkunden, d. h. Urkunden von nicht-souverŠnen Gewalten, wie Klosterurkunden, Urkunden niederer Adeliger, Urkunden von StŠdten, aus. Inhaltlich kšnnen folgende Varianten unterschieden werden: GeschŠftsurkunden, Charta, Beweisurkunden, Notitia, Mandate.

Das ÒHandwerkszeugÓ eines ÒSchreibersÓ im Mittelalter bestand meist aus einem Schreibpult, welches oft mit Lšchern fŸr Tintenhšrner und GŠnsekiele versehen war. Der Benediktinermšnch Theophilus Presbyter verfasste im 12 Jh. unter anderem eine ÒAnleitungÓ zur Herstellung und Anwendung von Farben. Die Schedula des Theophylus ermšglicht Einblicke in die Techniken des hochmittelalterlichen Kunsthandwerks.

Beschrieben wurde Pergament. Letzteres bestand zumeist aus der nicht gegerbten Haut von Schaf, Ziege oder Kalb. Geschrieben wurde mit einem speziell ÒzugespitztenÓ Federkiel, oft von GŠnsen. Verwendung fanden verschiedene Tinten wie Eisen-Gallus-Tinte, Tinte aus Dornen oder ru§haltige Tinten. Auch farbige oder Gold- und Silbertinten wurden benutzt. FŸr die Buchmalerei wurden anorganische Farbmittel wie Malachit, Ocker, Lazur, Azurit, Ð organische Farbmittel wie Karmin und Purpur, Ð pflanzliche Stoffe wie Safran und PflanzensŠfte,Ð und chemische Farbmittel wie Zinnober oder Bleiwei§, verwendet. Um die Farbpigmente auf dem TrŠgermaterial zu fixieren benštigte man verschiedene Bindemittel. Verwendet wurde beispielsweise Eiklar sowie Kirsch- und Pflaumengummi.

Notizen, sowie TextentwŸrfe wurden in WachstŠfelchen, welche mit einer Mischung aus Bienenwachs, Harz und Ru§ gefŸllt waren, ÒgedrŸcktÓ. Letztere hatten den Vorteil das man den Text leicht durch glattstreichen bzw. erwŠrmen des Wachses, wieder lšschen konnte. Wachstafeln stellten wohl den im tŠglichen Gebrauch meist verwendeten ÒBeschreibstoffÓ dar. Dies begrŸndet sich aus dem sehr hohen Preis von Pergament. Pergament war so teuer, dass teilweise selbst der bekannte Codex Manesse auf mehrfach verwendete HŠute geschrieben wurde. Man Ÿberlegte sich wohl genau, was man zu Pergament brachte.

Mittelalterliche BŸcher

Die Buchform, wie wir sie heute kennen, also eine Sammlung einzelner BlŠtter, welche zusammengeheftet sind, entstand wohl im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt, wahrscheinlich im Mittelmeerraum. In den Jahrhunderten davor wurden Texte in Form von Schriftrollen verwendet. In der Regel wurden sie aus dem Papier der Papyruspflanze hergestellt. Diese Papyri wurden in grossen Mengen relativ kostengŸnstig hergestellt. Leider war letzteres recht empfindlich. Bis in unsere Tage haben sich daher nur wenige Schriftrollen, hauptsŠchlich in den trockenen Gegenden Nordafrikas, erhalten. Pergament aus TierhŠuten war ebenfalls schon in der Antike bekannt. Die aufwŠndigere Herstellung von Pergament, und seine Nachteile gegenŸber Papyrus im Bezug auf seine Eignung fŸr Schriftrollen, verhalfen Pergament wohl erst mit dem Entstehen von BŸchern zu seinem Durchbruch. Schriftrolle (Rotulus) und Buch (Codex) existierten lŠngere Zeit nebeneinander. Einer der Hauptvorteile des Codex gegenŸber der Rotulus war die Mšglichkeit ein Buch an der Stelle aufzuschlagen, die man gerade benštigte, dies war bei der Schriftrolle nicht mšglich. Dies wurde recht schnell von christlichen Gemeinden und Juristen angenommen, welche eher ein ÒNachschlagenÓ benštigten, als das komplette Lesen eines SchriftstŸckes. Den Kopisten des Mittelalters verdanken wir, dass Texte und Bilder vor dem Vergessen gerettet werden konnten. Sie benutzten das weitaus stabilere Pergament. Nur so konnten antike Texte, welche hauptsŠchlich auf Papyrus geschrieben waren, die Jahrhunderte Ÿberdauern. Das Papier, wie wir es heute kennen, war bei uns erst seit dem spŠten 13. Jahrhundert bekannt, und fand eine breite Verwendung erst ab dem 14. und 15. Jahrhundert. Handschriften des Mittelalters entstanden in erster Linie in Klšstern und wurden dort von Mšnchen erstellt. Die Regel des heiligen Benedikt sagt, dass die Mitglieder eines Klosters neben Gebet und kšrperlicher Arbeit auch zu geistiger BeschŠftigung, wie dem Verfassen und Abschreiben von Texten verpflichtet sind. In gršsseren Scriptorien, so heissen die Schreibstuben der Mšnche, waren mehrere Personen an der Entstehung eines Buches beteiligt. Meist gab es Spezialisten fŸr jeden notwendigen Arbeitschritt. Einer war fŸr das Schreiben des Textes zustŠndig, ein anderer fŸr das Illustrieren von Miniaturen, ein weiterer beschŠftigte sich mit dem AusschmŸcken des Textes anhand von Initialen. Diese Reihe kšnnte man noch bis hin zum Buchbinder oder Goldschmied, der den Einband gestaltete, fortsetzen. Der klšsterliche Schreiber war meist nicht der Autor des Textes. Seine Aufgabe beschrŠnkte sich hauptsŠchlich auf das Kopieren der Vorlagen. Um BŸcher kopieren zu kšnnen, wurden sie von anderen Bibliotheken ausgeliehen. Dass beim Abschreiben eines Textes schon einmal Fehler passieren kšnnen, ist jedem klar. Dies versuchte man dadurch zu kompensieren, in dem jeder kopierte Text anschliessend von einem Korrektor auf Fehler ŸberprŸft wurde. Die Tatsache, dass die Texte beinahe ausschliesslich in Latein verfasst waren, welches vom Kopisten nicht immer gleich gut beherrscht wurde, lŠsst Raum fŸr Spekulationen, ob nun die zehnte Kopie inhaltlich noch genau dem Original entsprach.

Pergamentherstellung

Wie wir wissen, bestanden mittelalterliche BŸcher bis ins 14. Jahrhundert weitestgehend aus Pergament. Verwendung fanden die ungegerbten HŠute von KŠlbern, LŠmmern und Ziegen. Die TierhŠute wurden mehrere Tage in mit Kalk versetztem Wasser eingeweicht und anschliessend auf einen Holzrahmen gespannt. Nun wurden mit einem halbmondfšrmigen Messer Fett und Haarreste entfernt, und dann getrocknet. Teilweise wurden die nun trockenen TierhŠute noch mit diversen Steinen ÒaufgerauhtÓ, um die Eigenschaften bezŸglich des Beschreibens zu verbessern.

SchreibgerŠt

Das ÒHandwerkszeugÓ eines ÒSchreibersÓ im Mittelalter bestand aus einem Schreibpult, welches oft mit Lšchern fŸr Tintenhšrner und GŠnsekiele versehen war. Die AuflageflŠche war zum Schreiber hin geneigt. Um sich Hilfslinien zu ziehen, welche fŸr das Schreiben bzw. Illustrieren nštig waren, benutzte man Lineal, Zirkel und Stylus. Der Stylus ist ein schon in der Antike verwendeter ÒSchreib-griffelÓ, der benutzt wurde, um Hilfslinien in das Pergament zu drŸcken oder Texte in ein WachstŠfelchen (Diptychon) zu schreiben. Desweiteren fand der VorgŠnger und Namensgeber unseres heutigen Bleistiftes Verwendung. Der ÒBleistiftÓ des Mittelalters war nichts anderes als ein StŸck Blei in einer Griffelform. Mit ihm konnte man auf Pergament ein beinahe Šhnliches Ergebnis, wie wir es heute von unserem Graphit-ÒBleistiftÓ kennen, erzielen. Geschrieben wurde mit dem Federkiel. Dieser bestand aus den Federn verschiedener Všgel. Bevorzugt wurden GŠnsekiele, welche teilweise durch erhitzen in heissem Sand gehŠrtet wurden. Anschliessend spitzte man den Kiel mit verschiedenen Techniken an, dies geschah unter Zuhilfenahme eines Federmessers. Beinahe jede Illustration eines schreibenden Mšnches aus dem Mittelalter, zeigt die Verwendung eines Federmessers. Ein Federmesser stellt man sich am besten vor wie eine Art Skalpell, mit extrem scharfer Klinge. Die Miniaturen des Mittelalters zeigen auch noch eine andere Verwendung des Messers, nŠmlich das herunterdrŸcken des oft unter Feuchtigkeitseinfluss gewellten Perga-mentes wŠhrend des Beschreibens. Auch wurde das ÒSkalpellÓ zum ÒwegradierenÓ bzw. wegschaben von Fehlern oder Flecken verwendet. Ein weiteres GerŠt, das bei der Illustration von BŸchern benštigt wurde war der Pinsel. Obwohl der Federkiel auch beim Erstellen von Miniaturen seine Verwendung fand, benutzte man doch hauptsŠchlich sehr feine Pinsel. Auf mittelalterlichen Illustrationen sind Pinsel zu erkennen, welche wahrscheinlich aus verschiedenen Tierhaaren, wie Marderhaar, das durch eine Umman-telung aus einem StŸck Federkiel und Draht/ Faden zusammengehalten wurde, bestanden. Mittelalterliche Illustrationen zeigen uns ebenfalls die Benutzung von Rinderhšrnern als TintengefŠss. Oft stecken letztere in Lšchern der verschiedenen Schreibpulte. Notizen, sowie TextentwŸrfe wurden in WachstŠfelchen, welche mit einer Mischung aus Bienenwachs, Harz und Ru§ gefŸllt waren, ÒgedrŸcktÓ. Sie hatten den Vorteil, dass man den Text leicht durch glattstreichen bzw. erwŠrmen des Wachses, wieder lšschen konnte. Wachstafeln stellten wohl den im tŠglichen Gebrauch meist verwendeten ÒBeschreibstoffÓ dar. Dies begrŸndet sich aus dem sehr hohen Preis von Pergament. Pergament war so teuer, dass teilweise selbst der bekannte Codex Manesse auf mehrfach verwendete HŠute geschrieben wurde. Man Ÿberlegte sich wohl genau, was man zu Pergament brachte.

Tinten

Der Benediktinermšnch Theophilus Presbyter verfasste im 12 Jh. unter anderem eine ÒAnleitungÓ zur Herstellung und Anwendung von Farben. Die Schedula des Theophylus ermšglicht Einblicke in die Techniken des mittelalterlichen Kunsthandwerks. Verwendung fanden verschiedene Tinten. Auch farbige oder Gold-und Silbertinten wurden benutzt. Eisen-Gallus-Tinte wurde aus folgenden Bestandteilen hergestellt. Eichengallen oder GallŠpfeln, die an der Unterseite von EichenblŠttern als Reaktion des Baumes auf dort abgelegte Eier der Gallwespe entstehen, sie enthalten 70% GerbsŠure. Eisenvitriol, ein im Bergbau anfallendes Metallsalz (Eisen-und Kupfersulfat). Kirsch- und Pflaumengummi sind Harze, die als Bindemittel dienen. Hergestellt wurde diese Tinte folgendermassen. Die drei Zutatenstoffe fein zermalen. Je feiner der Mahlstaub, umso besser haftet die Tinte auf dem Pergament. Die zermahlenen Zutaten mit Wei§wein, Essig oder Regenwasser aufkochen und einige Zeit ziehen lassen. Eisen-Gallus-Tinten sind sehr wischfest, greifen jedoch den Beschreibstoff an. Der Mšnch Theophylus beschreibt die Herstellung von Dornentinte folgendermassen. Im FrŸhjahr sammelt man die Zweige des Wei§dorns. Man schŠle die Rinde ab und weiche sie einige Tage in Wasser ein. Das nun braun gefŠrbte Wasser wird gefiltert und aufgekocht. Die nun reduzierte FlŸssigkeit wird erneut mit der Rinde vermischt. Der Vorgang wird so lange wiederholt bis die Weissdornrinde keinen Farbstoff mehr abgibt. Nun wird das Konzentrat mit Wein eingekocht und getrocknet. Zum Schreiben musste man die Tinte mit Wein auflšsen. Das Ergebnis ist eine braune Tinte. Russhaltige Tinten bestanden aus Lampenru§ und einem Baumharz als Bindemittel.

Farben

In der Buchmalerei wurden anorganische, organische, pflanzliche und chemische Farbmittel verwendet. Vermalt wurden die Pigmente mit verschiedenen Bindemitteln. Zur Gruppe der anorganischen Farbmittel zŠhlen beispiels-weise Mineralien wie Malachit, Lapislazuli oder Azurit, Kreiden, oder verschiedene Erden wie roter und gelber Ocker. Organische Farbmittel sind unter anderem Karmin, welches aus dem Weibchen der Kermesschildlaus, die auf der Kermeseiche lebt, gewonnen wird. Purpur, das aus der herausoperierten DrŸse einer Schneckenart hergestellt wird. Um 1,2 g kristallinen Purpurfarbstoff herzustellen, benštigt man rund 10 000 Schnecken. An diesem Beispiel zeigt sich, dass Blattgold nicht unbedingt der wertvollste Stoff war, der in der mittelalterlichen Buchmalerei Verwendung fand. Safran, die SŠfte von Lauch, Petersilie und Schwertlilie gehšren zu den pflanzlichen Stoffen. Der Mšnch Theophilus gibt an: ÒÉund wenn du Schatten machen willst, so fŸge ein wenig Schwertelsaft oder vom Kohl oder vom Lauch hinzu.Ó Die Gruppe der chemischen Farbmittel beinhaltet oft gesundheitsschŠdliche, ja giftige Farbstoffe. So zŠhlt das in der mittelalterlichen Buchmalerei oft verwendete Bleiweiss zu den extrem giftigen Farbmitteln. Heute kann Bleiweiss nur noch in seltenen FŠllen Ÿber eine Aussnahmegenehmigung erworben werden. Bleiweiss erhŠlt man, indem man BleiblŠtter Ÿber Essig hŠngt, und den ausgeblŸhten Farbstoff verwendet. Zinnober wurde, wenn nicht in der Natur gesammelt, aus Quecksilber und Schwefel hergestellt. Zur Herstellung von GrŸnspan gibt Theophilus an: ÒWenn du aber Spanisch-GrŸn bereiten willst, so nimm dŸnne Kupfertafeln, schabe sie flei§ig auf jeder Seite, Ÿbergie§e sie mit reinem und warmen Essig, ohne Honig und Salz, und bringe sie in einem kleinen, ausgehšlten Holze an, É Nach zwei Wochen siehe nach, schabe ab und fahre fort, bis du genug Farbe hast.Ó

Bindemittel

Um die Farbpigmente auf dem TrŠgermaterial zu fixieren, benštigte man verschiedene Bindemittel. Verwendet wurde beispielsweise Eiklar sowie Kirsch- und Pflaumengummi. Eiklar oder Eiweiss soll vor der Benutzung steif geschlagen werden, die FlŸssigkeit die sich absetzt wird verwendet. Die Harze von Kirsch- und PflaumenbŠumen werden in warmen Wasser aufgelšst und als Bindemittel benutzt. Auch Fischleim aus der getrockneten Schwimmblase des Stšrs oder Pergamentleim aus Hautresten fanden Verwendung. Die auf Farbsteinen zerriebenen Pigmente wurden nun mit Bindemitteln angerŸhrt. Dann mit Kiel oder Pinsel vermalt.